Reichlich Zeit in Istanbul

Wie doch die Zeit vergeht. Jetzt haben wir schon Donnerstag und ich bin immer noch in Istanbul. Eigentlich wollt ich ja gar nicht so lange bleiben. Schnell das Visum für den Iran besorgen und dann ganz entspannt zwei, drei Tage mit Erik hier verbringen. So war es ursprünglich angedacht. Und dafür hätte eine Woche auf jeden Fall auch ausgereicht. Aber irgendwie ist dann doch einiges anders verlaufen.

Zum einen hab ich mein Visum nicht beantragen können. Ich hatte gehofft, es direkt beim iranischen Konsulat zu bekommen und dann mit dem Stempel im Pass weiterzufahren. Dazu hat mir aber eine sogenannte Referenznummer gefehlt. Dass es die gibt, wusste ich. Allerdings wird nicht in jedem Konsulat eine verlangt und so hatte ich gehofft, die Nummer nicht zu brauchen. Leider hatte ich diesbezüglich kein Glück und war daher erst mal damit beschäftigt eine Agentur zu finden, die mir diese Nummer besorgen kann. War eine ganz schöne Rennerei gewesen. Nach einigen Recherchearbeiten sowie mehreren Anrufen und Mails hat das aber schließlich geklappt. Der Antrag ist raus, die nicht unerhebliche Bearbeitungsgebühr bezahlt und jetzt hoffe ich, dass es grünes Licht gibt. Das ist nämlich die nächste Frage. Könnte auch abgelehnt werden, mein Antrag. Das fänd ich allerdings extrem schade, denn auf meiner Route zählt der Iran zu den Ländern, die mich am meisten interessieren und auf die ich mich auch am meisten freue. Ich bin daher ziemlich gespannt und hoffe, dass es mit der Nummer klappt. In spätestens zehn Tagen weiß ich mehr.

Und dann hatte sich auch noch weiterer Besuch angekündigt. Freddi, ein Freund aus Heidelberg, wollte ebenfalls nach Istanbul kommen. Allerdings etwas zeitversetzt. Und zwar genau einen Tag, nachdem Erik wieder zurückgeflogen ist. Und so sind aus den ursprünglich geplanten sieben Tagen zehn geworden. Reichlich Zeit also die Stadt ein bisschen kennenzulernen. Zumindest die Innenstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten. Die Hagia Sophia und die Blauen Moschee würd ich mal mit zu den bekanntesten zählen. Und die zu besichtigen hatte ich jetzt gleich mehrfach die Gelegenheit. Einmal mit Erik und dann ein paar Tage später nochmal mit Freddi.

Sowohl die Hagia Sophia als auch die Blaue Moschee liegen beide im Stadtteil Eminönü, dem historischen Stadtkern Istanbuls. Hier gibts auch noch einige andere Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Einerseits ist das ganz praktisch, denn so kann man alles recht bequem zu Fuß erreichen. Anderseits ist es mit der Zeit aber auch anstrengend, weil die Innenstadt dadurch nämlich hoffnungslos überlaufen ist. Alles voller Touristen. So wie wir eben. Gerade bei dem schönen Wetter. Überall Kameras, Blitzlicht und posierende Menschen. Und wo es Touristen gibt, wird auch viel verkauft. Neben dem typischen Touristennepp an Verkaufsständen gibt es überall Händler, die einem ihre Ware anbieten. Selfiesticks, Regenschirme, Sonnenhüte, Bootstouren. Alles was man als Tourist so brauchen kann, wird hier verkauft. Nicht übermäßig aufdringlich aber omnipräsent.

Und es sind nicht nur Erwachsene, die etwas verkaufen. Vielfach sieht man auch Kinder in den Straßen, die irgendetwas anbieten. Meist Wasser, Blumenkränze fürs Haar oder irgendwelches Plastikspielzeug. Und nicht nur tagsüber sondern auch spät abends oder nachts und teilweise bis in die frühen Morgenstunden hinein. In den Ländern, in denen ich bisher war, hab ich das so noch nicht gesehen. Hat mich schon ziemlich irritiert und nachdenklich gestimmt.

Irgendwie finde ich Istanbul anstrengend. Zumindest jetzt zum Ende hin. Es ist laut, es ist groß, es ist hektisch. Und so interessant und schön es hier anfangs auch war, nach zehn Tagen bin ich froh weiterfahren zu können. So viele Tage am Stück an einem Ort sind für mich mittlerweile doch schon ziemlich ungewohnt. Ich möchte wieder vorankommen, abends am Zelt sitzen und mal wieder Natur und Stille um mich haben. Heute werd ich mich daher wieder auf den Weg machen. Mein Ziel ist wieder das Schwarze Meer. Und dann wird es die nächsten Tage immer an der Küste entlang gehen. Erst mal bis nach Trabzon in der Osttürkei. Dort hoffe ich dann endlich mein Visum zu bekommen. Mal abwarten. Hoffentlich klappts.