Servus Österreich

Gestern Mittag kurz vor zwölf roll ich über die Grenze nach Österreich. Ein bisschen feierlich ist mir da schon zu Mute. Nichtsdestotrotz ist mein erster Grenzübertritt aber reichlich unspektakulär. Mein Handy piepst kurz und weist auf die neuen Datentarife hin. Dann gibts noch zwei Hinweisschilder, das wars. Und schon ist man in Österreich. Der deutsche Teil des Donauradweges liegt damit hinter mir. Landschaftlich sehr abwechslungsreich, interessante Städte, gut ausgebautes Wegenetz und unterkunfts- und verpflegungstechnisch optimal auf Radfahrer eingestellt. So bleibt er mir in Erinnerung. Hat mir richtig gut gefallen die erste Etappe.

Meine Tour Richtung Österreich startet in Passau. Ich komme erst am späten Vormittag los. Das Frühstück in Jugendherbergen ist einfach zu lecker. Außerdem brauche ich noch digitale Karten von Österreich und Ungarn. Da es in der Jugendherberge wegen des Sturms noch kein stabiles Netz gibt, muss ich mich nach einer anderen Zugangsmöglichkeit umsehen. Die Touristeninformation empfiehlt mir die Stadtgalerie. Da gibts für zwei Stunden kostenloses WLAN. Also schnell zur Stadtgalerie, das Fahrrad vorm Eingang abgestellt und eingeloggt. Ich wär gern draußen bei meinen Rad geblieben, aber da ist das Netz zu schwach. Zumindest für einen Download. Also muss ich rein. Gerade so weit, dass ich mein Rad noch im Blick habe. Ich wähl mich ein und dann wandert mein Blick immer vom Fahrrad aufs Display und zurück. Eine halbe Stunde geht das so. Dann hab ich die beiden Karten und kann los.

Nach Passau wieder ein landschaftlicher Wechsel. Die Donau durchfließt jetzt das Obere Donautal bzw. die Donauschlucht. Und da ist der Name Programm. Bis Aschach ragen rechts und links der Donau steile Berge auf. Das heißt für mich, es geht immer direkt an der Donau entlang. Spektakuläre Landschaftseindrücke inklusive. Ab und an ein paar kleinere Anstiege, gerade wenn sich das Tal etwas verbreitert, aber meist ist es flach. Und so komm ich ganz gut voran. Und das ohne Kniebeschwerden. Die Pause in Regensburg hat mir wirklich gut getan. Da kann ich das Fahrradfahren wieder richtig genießen. Dazu noch das schöne Wetter. Was will man mehr.

In Aschach deck ich mich mit Proviant für das Wochenende ein. Weil ich seit heut Morgen nichts mehr gegessen und daher ziemlichen Hunger habe, verdrücke ich einen Teil davon gleich auf dem Parkplatz. Und dann mach ich mich auf den Weg nach Linz. Laut meiner Karte gibt es da einen Zeltplatz. Da möchte ich hin. Der Zeltplatz ist schnell gefunden, es gibt nur ein kleines Problem. Er ist geschlossen. Die Saison beginnt erst im Mai. Da muss ich also weiter schauen. Der nächste Zeltplatz liegt etwa 10 km entfernt. Da probier ichs mal. Gegen 19 Uhr komm ich beim Zeltplatz Nr.2 an. Hier das gleiche. Erst ab Mai geöffnet. Oh man, wer weiß, wo ich heut Abend schon wieder schlafen werde. Eine Option hab ich aber noch. Ein kleiner Zeltplatz bei Tödling. Da das ganz in der Nähe ist, möchte ich es da auch noch mal versuchen. Wenn das auch nichts ist, dann muss ich mein Zelt eben irgendwo aufbauen. Aber ich hab Glück. Der Zeltplatz ist geöffnet. Noch ziemlich leer zwar, aber offen. Außer ein paar Wohnwagen gibts noch keine Gäste. Ich bin der einzige mit einem Zelt. Hier bleib ich für eine Nacht.

Mittlerweile bin ich wieder startklar. Zum Frühstück gabs Kaffee und Käsebrötchen. Jetzt gehts dann weiter Richtung Melk.

Oje, das Knie

Ich verlasse Ulm bei strahlendem Sonnenschein. Ein Tag Pause liegt hinter mir. Das tat wirklich gut. Meine Klamotten sind gewaschen und ich konnte mich nach der ersten Etappe mal etwas regenerieren. Dabei durfte ein kleiner Spaziergang durch die Innenstadt natürlich nicht fehlen. Pflichtprogramm hierbei das Ulmer Münster. Mit seinen 161 Metern ist es das höchste Münster der Welt. Wer halbwegs schwindelfrei ist, kann sich fast bis zur Spitze vorwagen. Bis auf knapp 140 Meter. Wegen der Wetterlage war das Münster jedoch nur bis auf eine Höhe von 70 Metern geöffnet. Für mich reicht das allemal. Und für einen beeindruckenden Blick über Ulm auch.

Von hier aus gehts dann am Karfreitag weiter. Ich freu mich wieder aufs Fahrrad. Nach Ulm zeigt sich die Landschaft am Donauradweg in einem ganz anderen Bild als noch wenige Kilometer zuvor. Zumindest kommt es mir so vor. Alles ist sehr zersiedelt und viel weitläufiger. Alle paar Meter eine kleine Ortschaft. Zudem prägen riesige Agrarflächen das Bild. Und es ist flach. Man meint gar nicht, dass man in Bayern ist. Als Exilbrandenburger fühl ich mich wie zu Hause. Wenn ich dann aber ins Gespräch mit den Leuten komme, merk ich wieder schnell, wo ich bin. Und das passiert recht häufig. Kaum halte ich irgendwo an und kram meine Karte hervor, werd ich mit einem „Grüaß Gott“ angesprochen und gefragt, ob man mir irgendwie behilflich sein kann. Und da merk ich dann, ich bin wirklich in Bayern. Interessanterweise sind es oft selbst passionierte Radfahrer, die viel mit dem Fahrrad unterwegs sind oder waren. Und so bietet sich auch genügend Gesprächsstoff für ein bisschen Smalltalk. Meist versteh ich nur die Hälfte. Aber das macht nichts. Ich freu mich trotzdem über diese kleinen Begegnungen am Wegesrand.

Über Donauwörth geht es nach Ingolstadt. Der Donauradweg führt jetzt zum Teil mehrere Kilometer an der Donau vorbei. Manchmal bekomme ich den Fluss für mehrere Stunden nicht zu Gesicht. Und die Beschilderung ist irgendwie auch nicht mehr so lückenlos. Hin und wieder verlier ich den Weg und muss wieder umkehren. Macht aber nichts, ich hab ja Zeit.

Und dann auf einmal passierts. Mein rechtes Knie meldet sich. Bitte nicht, denk ich mir. Noch nie hatte ich Knieprobleme durchs Fahrradfahren. Nicht in all den Jahren als Fahrradkurier, bei meinen vielen Touren durch den Schwarzwald und auch nicht bei meiner Alpenüberquerung mit 30 kg Gepäck. Ich bin leicht schockiert. Bisher hab ich das immer nur von anderen gehört. Es ist nicht so, dass es sehr weh tut, aber ich merk, dass da irgendetwas nicht stimmt. Gut, denk ich mir, mal die nächsten Tage abwarten. Erst mal ist ja Ostern.

Das Osterwochenende verbring ich mit Christine. Wir mieten ein Zimmer im Gästehaus Zur Linde in Ingolstadt. Nach zwei Tagen und reichlich Kilometern mal wieder ein Tag Pause. Mein Knie freuts auf jeden Fall. Und mich auch. Wir sind ganz faul und genießen das Nichtstun. Am Ostersonntag lassen wir uns durch die Ingolstädter Altstadt treiben und landen irgendwann mit zwei Bierchen an die Donau. Da ist sie wieder. Richtig schnell fließt sie hier. Und sie führt einiges an Überresten des Sturmtiefs mit. Große Äste und z. T. auch ganze Stämme treiben an uns vorbei. So gut es geht, kümmer ich mich die Tage auch um mein Knie. Ich bandgiere es, crem es ein und hoffe inständig, dass es bald wieder gut ist.

Am Ostermontag gehts für mich dann weiter. Mein Ziel ist Regensburg. Ich nehm mir vor erst mal nur kleine Gänge zu fahren. Und schön langsam. Hoffentlich renkt sich das wieder ein. Immer wieder halt ich an und richte den Verband neu aus. So wirklich besser wird es aber nicht. Ich bin frustriert. Ich komm zwar ganz gut voran, aber irgendwas stimmt da nicht. Ich hab so Lust aufs Fahrradfahren und dazu soll in den nächsten Tagen das Wetter wieder richtig schön werden. Das geht ja alles gut los!!

Nach reichlicher Überlegung entschließe ich mich heute Morgen dann einen Arzt aufzusuchen. Da soll einfach nochmal jemand vom Fach draufgucken. Nicht, dass ich da noch etwas verschleppe. Ein bisschen unwohl ist mir schon dabei. Wer weiß, was dabei herauskommt?!? Hoffentlich heißt es nicht, dass ich zwei Wochen pausieren muss. Im Internet such ich mir einen Sportmediziner in Regensburg. Mit flauen Magen fahr ich in die Praxis. Hoffentlich komm ich überhaupt dran und hoffentlich ist es nichts Ernstes.

Ich bekomm einen Termin und hab Glück. Es scheint nur eine Überlastungserscheinung zu sein. Nichts an den Sehnen oder am Gelenk. Mir wird eine Spritze verabreicht und ich bekomm Tabletten verschrieben. Und zwei Tage Pause. Puh! Das kann ich verkraften. Da hätts mich schlechter treffen können. Also bleib ich die nächsten beiden Tage eben hier. In Regensburg kann man es ja auch ganz gut aushalten. Gerade bei dem Wetter. Am Donnerstag geht es dann weiter Richtung Passau. Bis dahin heißt es: Füße hochlegen, kühlen und eincremen.

 

Nachts im Regen und morgens im Schnee

Ich brauch eine Weile, bis ich am Montagmorgen alles gepackt habe und von der Pfaffeneckhütte wegkomme. Der Schwarzwald präsentiert sich heute wieder von seiner ungemütlichen Seite. Es ist grau, regnerisch und der Wind pfeift mir um die Ohren. Ich nehm Kurs auf Donaueschingen. Hier befindet sich die Donauquelle. Und hier beginnt auch mein erster Tourabschnitt. Meinem Reiseführer entnehme ich, dass es nicht DIE eine Quelle gibt sondern gleich mehrere. In Donaueschingen sind es zwei. Einmal die Quelle des Donaubachs im Schlossgarten und dann der Zusammenfluss von Brigach und Breg. Das ist wahrscheinlich die bekannteste. Auf jeden Fall endet an dieser Stelle die amtliche Längenmessung. Insgesamt 2779 Kilometer sind es von der Mündung bis hierher.

In Donaueschingen übernachte ich auf einem Bauernhof und biege dann am nächsten Morgen beim Zusammenfluss von Brigach und Breg auf den Donauradweg ein. Es ist immer noch sehr windig, aber es regnet nicht mehr. Zum Glück. Ich komm ganz gut voran. Nicht zuletzt wegen der ausgezeichneten Beschilderung. An wirklich jeder Abzweigung befindet sich ein Hinweisschild. Man kann sich gar nicht verfahren. Ich schalt meinen MP3-Player an. Element of Crime läuft. Kein Mensch weit und breit, da kann ich schön laut mitsingen. Die Landschaft zieht an mir vorbei und ich genieß den Rückenwind und die Sonne, wenn sie dann zwischen den Wolken hervorscheint. Fahrradfahren und Musikhören, der Wahnsinn!! Ich grinse von einem Ohr zum anderen.

Auf dem Weg nach Sigmaringen fahr ich durch den Naturpark Obere Donau. Wunderschön ist es hier. Steile Felshänge an beiden Flussseiten und kleine verschlafene Ortschaften, die sich an den Berghängen verteilen. Vielerorts umgestürzte Bäume, die die Straße versperren und Wasseransammlungen, die zu tief zum Durchfahren sind. Also einmal drum herum. Sigmaringen erreiche ich am späten Nachmittag. Ich frag in verschiedenen Unterkünften nach einem Schlafplatz. Wenn dann aber die Übernachtungspreise genannt werden, muss ich immer große Augen machen. Ich bin ja wirklich nicht knauserig, aber ich möchte meine Reisekasse nicht gleich am Anfang unnötig überstrapazieren. Daher hoff ich einfach mal, dass ich hinter Sigmaringen etwas mehr Glück habe.

Leider ist das aber nicht der Fall. Ich finde nichts. Nicht mal eine Grillhütte. Und langsam wirds dunkel. Mist, denk ich mir, ich brauch heut Abend unbedingt etwas Trockenes. Mittlerweile hat es nämlich wieder angefangen zu regnen. In der Dämmerung verlier ich den Donauradweg immer wieder und muss mehrmals umkehren. Oder aber der Weg ist überschwemmt. Das heißt, wieder Umwege fahren. So verlier ich wertvolle Zeit.

Ich erreiche Mengen. Im Stadtgebiet vom Donauradweg keine Spur mehr. Ich bin sicher zwei, drei Mal durch Mengen gefahren, kreuz und quer, aber die Fortsetzung kann ich einfach nicht mehr finden. Keine Schilder weit und breit. Mittlerweile ist es nach 22 Uhr. Es gießt wie aus Kübeln und stürmt wie verrückt. Und es ist dunkel. Und kalt. Nicht, dass mir Regen übermäßig viel ausmacht. Aber langsam frier ich ziemlich und meine Wechselkleidung ist bereits nass. Was also machen?

Ich steure eine Bushaltestelle an. Wenigstens bin ich hier halbwegs windgeschützt. Ein Zimmer werd ich um die Zeit wohl nicht mehr finden. Aber einfach hier bleiben kann ich auch nicht. Ich muss also weiterfahren. So oder so. Erst mal zum nächsten Ort am Donauradweg. Dann wär ich wenigstens wieder auf meiner offiziellen Route. Laut Karte muss ich nach Beuren. Ins GPS-Gerät eingegeben und los. Vielleicht find ich ja doch noch eine geeignete Übernachtungsmöglichkeit. Die nächste Hütte ist jedenfalls meine.

Kurz hinter Mengen dann der Lichtblick. Ein Geräteschuppen des Alpenvereins. Mit langem Vordach. Das ist meine Rettung. Zwar direkt an der Straße, aber hier ist es wenigstens trocken. Und groß die Wahl hab ich ja eh nicht. Ich roll meine Isomatte aus und verkriech mich in die hinterste Ecke meines Schlafsacks. Zähneputzen lass ich heut mal ausfallen. Die Nacht ist unruhig. Es stürmt und regnet in einer Tour. Aber in meinem Schlafsack ist es schön warm und so finde ich wenigstens ein paar Stunden Schlaf.

Als ich aufwache die große Überraschung: es hat geschneit. Die Felder um mich herum sind mit einer dünnen Schneedecke überzogen. Mein Thermometer zeigt 2°C an. Irgendwie verspür ich keine große Lust aufzustehen. Ich muss aber. Keine 20 m neben mir donnert nämlich schon der Berufsverkehr vorbei. Fahrräder, Autos, Busse. Also, schnell bis drei zählen, raus aus dem Schlafsack und anziehen. Alles was ich finden kann. Nachdem ich mich etwas aufgewärmt hab, mach ich mir Frühstück. Es gibt Kaffee und eine Gulaschsuppe. Gegen 9 Uhr fahr ich los. Die Sonne scheint und mir wird schnell wieder warm. Die Strapazen des gestrigen Abends und der Nacht sind da schon wieder vergessen. Mein Ziel heute ist Ulm.

Und hier bin ich jetzt. Seit gestern Abend. Ich hab mich in einer Jugendherberge einquartiert. Sicher ist sicher. Und außerdem muss ich meine Klamotten trocknen, mein Fahrrad putzen und die nächsten Tage planen. Und natürlich möcht ich gern aufs Münster steigen. Also ein Tag Pause. Morgen gehts dann weiter Richtung Donauwörth.

 

Ein leicht verzögerter Start

Sonntag Morgen, ich bin ziemlich nervös und tippel von einem Fuß auf den anderen. Meine Abreise war ja ursprünglich auf 12 Uhr angesetzt. Aber das wird sich wohl etwas verschieben. Ich muss noch packen und die letzten Dinge aus meinem Zimmer ausräumen. Da liegen aber noch drei Leute drin und die Tür ist zu. Außerdem wollen ja gegen 10 Uhr meine Eltern zum Frühstücken und im Laufe des Vormittages noch ein paar Freunde kommen. Hoffentlich klappt das alles. Gegen 9:30 Uhr trete ich als Weckkommando in Aktion. Und dann wird’s auch schon bald voll. Weil ich ja gern noch mit jedem reden möchte, spring ich jetzt zwischen meinem Zimmer, der Küche und unserem Hof hin und her. Sachen packen, Liste checken, Kaffee trinken, Zimmer saugen, erzählen. Aufregung pur. Aber irgendwann ist alles verpackt, ausgeräumt und geputzt. Gegen 13:30 Uhr stehen wir draußen und machen noch ein paar Fotos. Dann verabschiede ich mich von allen, schiebe ich mein Rad auf die Lorettostraße und fahr los.

Unglaublich, denk ich mir. Jetzt bin ich wirklich unterwegs. Tausende Male hab ich mir diesen Moment vorgestellt. Und jetzt ist er tatsächlich da. Schon ein komisches Gefühl, dass es jetzt WIRKLICH los geht. Etwas wackelig fahr ich die ersten Meter auf der Lorettostraße entlang. Schwer beladen und voll bepackt. Irgendwer ruft mir aus einem vorbeifahrenden Auto „Gute Reise“ zu. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht.

Ich verlasse Freiburg Richtung Osten auf dem Dreisamuferradweg. Hier kenn ich noch jeden Stein. Hunderte Male bin ich hier lang gefahren. Meine alte Trainingsstrecke. Einmal Kirchzarten und zurück. Ein absoluter Hochgenuss war das immer. Ich muss ein paar Schlenker fahren, weil heute der Freiburg-Marathon stattfindet und daher ein Teil des Dreisamuferradweg gesperrt ist. Meine erste Station ist dann Himmelreich. Hier treffe ich Erik und gemeinsam machen wir uns auf den Weg zur Pfaffeneckhütte, meinem ersten Nachtquartier. Es ist ziemlich windig und regnet immer wieder mal. Die Waldwege sind matschig, trotzdem geht es aber ganz gut voran. Bei stellenweise 13% Steigung muss ich allerdings einige Passagen schieben.

Die Hütte ist offen und so quartier ich mich gleich mal ein. Ganz schön kalt hier oben. Wir sitzen noch eine Weile am Tisch und erzählen über dies und das und nach einem Kaffee läuft Erik dann wieder zurück zum Bahnhof. Eigentlich ist es noch gar nicht so spät, vielleicht 16:30 Uhr, aber ich bin total fertig. Alt werd ich heut sicher nicht mehr. Die letzten beiden Abende waren dann doch etwas lang gewesen. Ich zünd ein paar Kerzen an, die hier in der Hütte herumstehen, koch mir mein Abendessen und schreib noch ein paar Zeilen in meinem Tagebuch. Währenddessen wird der Wind draußen immer stärker. Ich hoff, dass die Hütte hält. Naja, wird schon schief gehen. In der Hütte sinds jetzt knapp 5°C. Nach einem heißen Tee verkrieche ich mich ganz tief in meinen Schlafsack, schließ die Augen, hör noch eine Weile dem Wind zu und schlaf dann irgendwann ein. Unglaublich, jetzt bin ich wirklich unterwegs…

 

Kisten, Kartons und ein flauer Magen

Die letzten Tage in Freiburg brechen an. Mein Zimmer klingt ungewohnt leer und es sieht aus wie auf einer Baustelle. Die Wände sind kahl und der Inhalt meiner Schränke und Regale verteilt sich auf diverse Kisten und Kartons. Geordnetes Chaos sozusagen.

Nur noch sechs Tage, dann bin ich unterwegs. Langsam macht sich eine gewisse Nervosität in mir breit und ich hab immer deutlicher vor Augen, dass sich in den nächsten Tagen so einiges ändern wird. Fast alles eigentlich. Keine feste Bleibe mehr, kein geregelter Tagesablauf, kein Kühlschrank und keine warme Dusche. Alles neu und unbekannt. Zugegebenermaßen, ein bisschen Bauchweh bekomm ich langsam schon. Und ein Haufen Fragen schwirrt mir im Kopf herum. Wie fühlt sich das wohl an, das ständige Unterwegssein? Schaff ich das alles? Und vor allem allein. Wie werd ich Rückschläge wegstecken? Fragen ohne Antworten, denn die hab ich ja noch gar nicht. Aber ich werde sie sicher bald bekommen. Gleichzeitig freue ich mich aber auch unglaublich auf die nächsten Wochen. Vor allem aufs Zelten, darauf abends am Feuer zu sitzen und natürlich aufs Radfahren. Ein Auf und Ab ist das gerade.

Zum Glück werden die nächsten Tage nochmal ganz entspannt sein. Die Ruhe vor dem Sturm. Bis Mittwoch steh ich noch fest im Berufsleben und dann hab ich noch ein paar Tage Zeit, um mich von allen und allem hier in Freiburg zu verabschieden. Aufregend ist das alles gerade….