Kreuz und quer durch Thailand

In Thailand fährt man links. Eigentlich keine Neuigkeit für mich. Aber besonders während der ersten Tage nach dem Grenzübertritt blende ich das gerne mal aus. Tagsüber, wenn ich auf dem Rad sitze, ist der Linksverkehr an sich nicht das Problem. Eher dann, wenn ich zu Fuß unterwegs bin und bspw. eine (Schnell-)Straße überqueren will. Besonders am ersten Abend. Der gewohnte Blick nach links geht da leider in die falsche Richtung und mit lautem Hupen und einem langgezogenen Ausweichmanöver werde ich schnell wieder an diese nicht gerade unwichtige Besonderheit erinnert. Also manchmal halte ich meine vielen Schutzengel ganz schön auf Trab. Aber langsam kommt die Routine.

Ansonsten finde ich Thailand verkehrstechnisch etwas entspannter als Kambodscha oder Vietnam. Die Zahl der Mopeds ist deutlich geringer und es wird wieder viel weniger gehupt. Das war in Kambodscha und ganz besonders in Vietnam ja ein alltägliches und omnipräsentes Verkehrsgeräusch. Auf Thailands Straßen ist es dahingehend richtig angenehm. Zumindest auf dem Land. Bangkok ist da natürlich ein ganz anderes Kaliber. Ohne mehrspuriges Verkehrsgedränge, Motorenlärm von allen Seiten und abgasverpestete, stehende, stickig-heiße Stadtluft geht auch hier nichts. Normalerweise stört mich Großstadtluft ja nicht so sehr, aber in Bangkok bin ich immer freiwillig mit einer Schutzmaske gefahren. Obs viel geholfen hat, bleibt dahingestellt, aber der gröbste Dreck wurde vielleicht doch etwas abgehalten. Daher konnte ich mich, trotz der Wärme unter der Maske, ganz gut damit arrangieren.

Bangkok ist ein Moloch und lädt als Stadt kaum zum längeren Verweilen ein. Es gibt sicher einige schicke Ecken und interessante Sehenswürdigkeiten, Tempel, Märkte, Paläste, Buddhastatuen, aber bei der drückenden, feuchtwarmen Luft will bei mir da keine so rechte Lust auf Entdeckungstouren aufkommen. Wobei einem entsprechende Rundfahrten ja quasi vor die Füße gelegt werden. Im Innenstadtbereich muss man nur an der Straße stehen und etwas verloren wirken, auf sein Handy oder eine Karte schauen. Dann dauert es mit Sicherheit nicht lang, bis man von einem Tuktukfahrer angesprochen wird, der einen für schlappe 30 Baht, also umgerechnet etwa 0,75 €, durch die halbe Stadt und zu sämtlichen Hauptsehenswürdigkeiten fahren möchte. Klingt erstmal verlockend und irgendwie sehen die ja auch so niedlich aus, diese Tuktuks, so dass man, wenn man schon nicht selber ans Steuer darf, dann doch wenigstens mal mitfahren möchte. Nun gibts aber auch in Thailand keine Stadtrundfahrt für 0,75 € und daher hat die Sache natürlich einen gewaltigen Haken.

Während des offiziellen Tourprogramms geht es nämlich, wie es der Zufall eben will, noch ganz schnell zu verschiedenen Schneidern, Juwelieren und Reisebüros, wo man am besten überall etwas kaufen oder buchen soll. Und natürlich sind es immer Sonderpreise. Die Tuktukfahrer streichen dann ihre wohlverdienten Provisionen ein, die sie von den jeweiligen Läden bekommen, weil sie hier mal wieder ein paar ahnungslose Touristen abgeladen haben. Und wie kann es anders sein, auch Erik und ich sind natürlich geradewegs in die Falle getappt. Juwelen und Anzüge haben wir geschickt umschifft – ich kann in solchen Fällen ja immer ganz galant die Gewichtsproblematik bei Radreisen anführen – allerdings haben wir eine Reise gebucht, deren Gesamtpreis sicher etwas über dem sonst üblichen Marktniveau gelegen hat. Zu unserer Verteidigung muss ich aber sagen, dass wir ja immerhin die Preise verglichen und nicht gleich das erst beste Angebot genommen haben. Sonst wär es nämlich noch schlimmer gekommen. Und immerhin wollten wir ja auch irgendwohin fahren und haben uns nicht etwas vollkommen Unnützes andrehen lassen. Aber naja, beim nächsten Mal sind wir dann natürlich wieder schlauer und planen alles selber. Aus typischen Touristenanfängerfehlern kann man ja lernen….

Nach zwei Wochen in den schönsten Inselparadiesen im Süden Thailands gings dann wieder zurück nach Bangkok. Von dort hab ich mich dann Anfang letzter Woche erneut auf den Weg gemacht und bin jetzt quasi wieder auf dem Rückweg in den Süden Thailands.

Bis ich Bangkok hinter mir gelassen habe, vergeht ein halber Tag und so wird es früher Nachmittag, als ich die Stadtgrenzen passiere. Ich bin auf jeden Fall heilfroh, als Bangkok endlich hinter mir liegt. Eine absolut grauenvolle Strecke. Und ich hab ja nun schon einige unschöne Ecken gesehen. Dichter Verkehr, Abgase überall, Hitze und dazu ist alles heillos zugebaut. Nirgends ein Fleckchen,  wo man mal entspannt den Blick schweifen lassen könnte. Bei der ersten Gelegenheit verlasse ich auf meiner Fahrt nach Süden daher die Nationalstraße 4 und fahre abseits auf kleinen Landstraßen weiter. Das ist auf jeden Fall besser für die Nerven. Mein erster Zwischenstopp führt mich nach Hua Hin, eine mittelgroße Stadt, etwa 200 Kilometer südlich von Bangkok. Hier steht bereits die erste Visaverlängerung an. Wie schnell doch drei Wochen vergehen können. Wahrscheinlich könnte ich es auch immer noch ohne ein neues Visum rechtzeitig an die Grenze schaffen. Aber nach den langen Etappen in den letzten Wochen möcht ich jetzt gern mal wieder kleinere Strecken fahren und auch mal wieder die Möglichkeit haben, wenns mir gefällt, hier und da ein paar Tage bleiben. Da, wo es eben schön ist. Und solche Ecken gibt es ja so einige in Thailand. Daher wäre es Jammerschade einfach so bis nach Malaysia durchzurauschen.

Und spätestens ab Hua Hin lohnt es sich auch wieder ein bisschen Tempo rauszunehmen. Rechts und links der Nationalstraße gibt es nämlich so viele Nebenstraßen auf denen es sich ganz wunderbar fahren lässt. Und so geht es für mich fast ausschließlich durchs thailändische Hinterland, vorbei an kleinen Ortschaften, Palmenhainen, meist sogar in Meeresnähe und – als absolutes Highlight – durch zwei Nationalparks. Landschaftlich ein absoluter Hochgenuss. Und so schön ruhig. Nicht nur auf der Straße. Auch die Strände sind fast menschenleer. Irgendwie komisch, denn der Februar gehört ja eigentlich noch zur Hauptreisezeit in Thailand. Aber anscheinend ist in diesem Jahr weniger los. Das hör ich unterwegs immer wieder. Ich hab natürlich nichts dagegen. Zumal die Strände oft kilometerlang sind und man somit ohne große Mühen und fast überall schöne Zeltplätze finden kann. Und so führt mich ab Hua Hin mein Weg immer an der Ostküste entlang. An manchen Tagen passiere ich nur ab und an kleinere Ortschaften und hab die Straße meist auch für mich alleine.

Nach drei Tagen an einsamen Stränden bin ich gestern in Chumphon angekommen, eine kleine Stadt, etwa 500 Kilometer südlich von Bangkok. Hier werd ich einen Tag Pause machen. Voll entspannend, mal wieder alle Zeit der Welt zu haben. Morgen wirds dann wieder weiter Richtung Süden gehen. Ob Ost- oder Westküste muss ich mir noch überlegen. Das werd ich morgen beim Frühstück ganz spontan entscheiden.