Sonntag Morgen, ich bin ziemlich nervös und tippel von einem Fuß auf den anderen. Meine Abreise war ja ursprünglich auf 12 Uhr angesetzt. Aber das wird sich wohl etwas verschieben. Ich muss noch packen und die letzten Dinge aus meinem Zimmer ausräumen. Da liegen aber noch drei Leute drin und die Tür ist zu. Außerdem wollen ja gegen 10 Uhr meine Eltern zum Frühstücken und im Laufe des Vormittages noch ein paar Freunde kommen. Hoffentlich klappt das alles. Gegen 9:30 Uhr trete ich als Weckkommando in Aktion. Und dann wird’s auch schon bald voll. Weil ich ja gern noch mit jedem reden möchte, spring ich jetzt zwischen meinem Zimmer, der Küche und unserem Hof hin und her. Sachen packen, Liste checken, Kaffee trinken, Zimmer saugen, erzählen. Aufregung pur. Aber irgendwann ist alles verpackt, ausgeräumt und geputzt. Gegen 13:30 Uhr stehen wir draußen und machen noch ein paar Fotos. Dann verabschiede ich mich von allen, schiebe ich mein Rad auf die Lorettostraße und fahr los.
Unglaublich, denk ich mir. Jetzt bin ich wirklich unterwegs. Tausende Male hab ich mir diesen Moment vorgestellt. Und jetzt ist er tatsächlich da. Schon ein komisches Gefühl, dass es jetzt WIRKLICH los geht. Etwas wackelig fahr ich die ersten Meter auf der Lorettostraße entlang. Schwer beladen und voll bepackt. Irgendwer ruft mir aus einem vorbeifahrenden Auto „Gute Reise“ zu. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht.
Ich verlasse Freiburg Richtung Osten auf dem Dreisamuferradweg. Hier kenn ich noch jeden Stein. Hunderte Male bin ich hier lang gefahren. Meine alte Trainingsstrecke. Einmal Kirchzarten und zurück. Ein absoluter Hochgenuss war das immer. Ich muss ein paar Schlenker fahren, weil heute der Freiburg-Marathon stattfindet und daher ein Teil des Dreisamuferradweg gesperrt ist. Meine erste Station ist dann Himmelreich. Hier treffe ich Erik und gemeinsam machen wir uns auf den Weg zur Pfaffeneckhütte, meinem ersten Nachtquartier. Es ist ziemlich windig und regnet immer wieder mal. Die Waldwege sind matschig, trotzdem geht es aber ganz gut voran. Bei stellenweise 13% Steigung muss ich allerdings einige Passagen schieben.
Die Hütte ist offen und so quartier ich mich gleich mal ein. Ganz schön kalt hier oben. Wir sitzen noch eine Weile am Tisch und erzählen über dies und das und nach einem Kaffee läuft Erik dann wieder zurück zum Bahnhof. Eigentlich ist es noch gar nicht so spät, vielleicht 16:30 Uhr, aber ich bin total fertig. Alt werd ich heut sicher nicht mehr. Die letzten beiden Abende waren dann doch etwas lang gewesen. Ich zünd ein paar Kerzen an, die hier in der Hütte herumstehen, koch mir mein Abendessen und schreib noch ein paar Zeilen in meinem Tagebuch. Währenddessen wird der Wind draußen immer stärker. Ich hoff, dass die Hütte hält. Naja, wird schon schief gehen. In der Hütte sinds jetzt knapp 5°C. Nach einem heißen Tee verkrieche ich mich ganz tief in meinen Schlafsack, schließ die Augen, hör noch eine Weile dem Wind zu und schlaf dann irgendwann ein. Unglaublich, jetzt bin ich wirklich unterwegs…