Wie schnell doch sieben Tage vergehen können. Unglaublich. Mir kommts vor, als wär ich erst vor zwei, drei Tagen in Tiflis angekommen. Aber als ich heute Morgen meine ausstehenden Übernachtungskosten begleichen will, muss ich für ganze sechs Nächte nachzahlen. Hoppla, da war ich selbst ganz überrascht, dass ich schon so lange hier bin. Kommt mir wesentlich kürzer vor die Zeit.
Aber irgendwie hat mir die Pause ganz gut getan. Ein kleiner Urlaub vom Unterwegssein sozusagen. Das kann nämlich manchmal ganz schön anstrengend sein. Da gibts Tage, da nervt dann einfach alles: der Verkehr, das ständige Gehupe, die verschwitzen Klamotten, die Hitze oder auch mal die Berge. Obwohl ich die ja eigentlich mag. Es ist nicht wirklich oft, dass es so ist. Meist genieße ich mein Leben auf dem Fahrrad und die damit verbundenen vielen Freiheiten in vollen Zügen. Irgendwo anhalten und Kaffee kochen, Fahrradfahren und dabei Musik hören, das sind so meine kleinen Freuden des Alltags. Und über die freu ich mich noch immer so, wie am ersten Tag. Und immer noch finde ich es ganz unfassbar, dass ich tatsächlich auf dieser Reise bin und einfach jeden Tag aufs Neue entscheiden kann, wo ich hinfahre, wo ich anhalte und wie lange ich dort bleibe. Aber manchmal brauch ich von diesem ständigen Unterwegssein auch eine Pause. Und die hab ich gerade in Tiflis in einem Hostel in der Innenstadt.
Auf meiner Reise sind Hostels immer wie kleine Oasen für mich, eine willkommene Abwechslung zum meinem Alltag auf der Straße. Es ist unglaublich entspannend, einfach mal irgendwo anzukommen und länger als einen Tag zu bleiben, morgens schon zu wissen, wo man abends schläft und alle Zeit der Welt zu haben, nicht nur für die besonderen, sondern auch für die ganz alltäglichen Dinge. Da kann dann auch der ganz normale Einkauf in einem Supermarkt zu einem Erlebnis werden und zur allgemeinen Erholung beitragen. Ein weiterer unschätzbarer Vorteil an Hostels ist, dass man viele Reisende trifft – Backpacker oder auch Radfahrer. Auf jeden Fall jetzt im Sommer und auf jeden Fall hier in Tiflis. Oft sind die Erfahrungen, Routen und Erlebnisse ganz ähnliche und dann ist es einfach schön sich austauschen und die Freuden und Leiden des Unterwegsseins teilen zu können. Insbesondere dann, wenn man sonst hauptsächlich alleine auf Reisen ist.
Und deshalb hats mich auch außerordentlich gefreut, dass sich Arturos und mein Weg hier im Hostel nochmal gekreuzt haben. Das war ja die letzte Gelegenheit, da wir ab jetzt verschiedenen Routen folgen werden. Zusammen haben wir uns ganz unterschiedliche Ecken von Tiflis angesehen, waren irgendwo essen oder was trinken und haben verschiedene Ausstellungen und Museen besucht. So durch die Stadt zu laufen, war manchmal aber auch ganz schön anstrengend, denn momentan fühlt es sich in Tiflis an wie in einem Backofen. Im Prinzip vom frühen Vormittag bis in den Abend hinein. Tagsüber kratzen die Temperaturen auch schon mal an der 40-Grad-Marke. Aber alles in allem lässt sich Tiflis auch bei so hohen Temperaturen verhältnismäßig gut ertragen. Es gibt viel Grün, viele Parks und die Mtkvari, die durch Tiflis fließt und in der man sich schnell mal abkühlen kann, zumindest mit den Füßen.
Um dann auch nochmal andere Ecken Georgiens zu sehen, mach ich mich am Wochenende in den Norden des Landes auf, genauer gesagt in den Kazbegi-Nationalpark. Der liegt ca. 170 km weit von Tiflis entfernt an der Grenze zu Russland. Einmal wollt ich ja unbedingt auch den Großen Kaukasus sehen. Da der aber fernab meiner Reisroute liegt, lass ich aber hierfür das Fahrrad stehen und nehm einen der vielen Minibusse. Morgens hin und abends wieder zurück. Mit dem Fahrrad undenkbar, aber per Bus kein Problem.
Morgen in aller Frühe wirds dann wieder weiter gehen. Über die Berge Richtung Armenien. Und nach sieben Tagen Pause freu ich mich jetzt auch wieder richtig aufs Fahrradfahren….